Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Implantologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
Neue Forschungsergebnisse zu Wechselwirkungen zwischen parodontalen und systemischen Erkrankungen haben die European Federation of Periodontology (EFP) und die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) dazu veranlasst, eine umfangreiche Aufklärungskampagne für ein besseres Mundgesundheitsbewusstsein einzuleiten, heißt es in einer Pressemitteilung der DGParo, Regensburg.
Im Rahmen des ersten transatlantischen Parodontologie-Work¬shops der EFP und der American Academy of Periodontology (AAP) Ende 2012 bei Segovia (Spanien) habe man dazu die Basis gelegt. „Gemeinsam wurden die Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen sowie möglichen Komplikationen in der Schwangerschaft eingehend beleuchtet. Aus den Erkenntnissen leiteten die Teilnehmer neue Handlungsanweisungen für eine effektivere Krankheitsprävention und -therapie sowohl für Zahnärzte als auch die Ärzteschaft ab.“ Die DGParo will daher sowohl die Zahnärzteschaft als auch die Humanmediziner in Deutschland für dieses Thema sensibilisieren und gleichzeitig in Richtung Patienten aufklären, wie ihr Präsident, Prof. Dr. Peter Eickholz, betont.
„Vor dem Hintergrund neuester Übersichtsarbeiten, die belegen, dass Parodontitis das Risiko unter anderem für Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht, bekommt die Rolle von Zahnärzten und Parodontologen für die Gesundheitsversorgung von Patienten einen noch wichtigeren Stellenwert“, so die Presseinformation. Die eindeutigen Zusammenhänge sowie die Entdeckung von plausiblen Mechanismen könnten bewirken, dass die Zahnmedizin durch die Parodontologie zu einer neuen und wichtigen Zusammenarbeit mit dem allgemeinmedizinischen Bereich führe. So könnten regelmäßige Check-ups zur Überprüfung der parodontalen Gesundheit in der Zukunft auch als Screening-Untersuchung für systemische Erkrankungen genutzt werden.
Aktuelle Erkenntnisse erfordern eine gemeinsame, interdisziplinäre Behandlungsstrategie, so die Pressenotiz. Dies bedeute, dass Zahnärzte viel enger mit Spezialisten wie Kardiologen und Gynäkologen zusammenarbeiten sollten, um frühzeitig auf entsprechende Warnzeichen von Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Schwangerschaftskomplikationen hinzuweisen. „Bei ausreichender Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einem erhöhten Risiko einiger systemischer Erkrankungen wäre der nächste logische Schritt, die klinische Relevanz dieser Effekte zu bestimmen. Letztlich müssen wir dann zeigen, dass die Prävention und Behandlung von Parodontitis sich nicht nur in Bezug auf die Zahnerhaltung lohnt, sondern auch zu klinisch relevanten Verbesserungen dieser systemischen Zustände führt“, betont DGParo-Vorstand Prof. Dr. Thomas Kocher.
Parodontitis – ein großes Problem der Volksgesundheit
Basierend auf der umfassenden Analyse der „wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Paro¬don¬titis und systemischen Erkrankungen fordert die international erarbeitete EFP-Grundsatzerklärung eine fundamentale Veränderung in der Wahrnehmung des zahnärztlichen Zuständigkeitsbereichs hin zu einem Verständnis, auch für eine bessere Allgemeingesundheit zu sorgen“, so die Pressemitteilung. „Sie bekräftigt des Weiteren, dass die Bedürfnisse der Patienten am besten durch eine Zusammenarbeit von zahn-ärztlicher und allgemeinärztlicher Seite mittels interdisziplinärer Ansätze und Leitlinien befriedigt werden können.“ Im interdisziplinären Dialog sei Deutschland bereits einen Schritt weiter. Am Beispiel der Wechselwirkung zwischen Parodontitis und Diabetes mellitus habe ein Expertengremium von Diabetologen und Parodontologen, darunter auch DGParo-Vorstände, Empfehlungen für ein abgestimmtes Vorgehen unter behandelnden Ärzten erarbeitet. Gut belegte wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, dass Parodontitis die glykämische Situation verschlechtert und eine unzureichende Blutzuckereinstellung sich wiederum negativ auf parodontale Erkrankungen auswirke. „Hier sind die Zahnärzte als regelmäßige Ansprechpartner der Patienten gefordert, die hohe Kontaktrate für eine Verbes-serung der medizinischen Versorgung zu nutzen“, appelliert Kocher, der auch Mitglied der Konsensusgruppe Diabetes ist.
Kampagne soll das Profil der Zahnmedizin stärken
„Die auf breiter Basis von der EFP angestoßene Aufklärungskampagne, unterstützt von Colgate-Palmolive und Gaba, soll die neuesten Erkenntnisse für Parodontitis und systemische Erkrankungen unter den 340.000 Zahnärzten und Dentalhygienikern in ganz Europa sowie in der Öffentlichkeit verbreiten“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Informationen würden auf den großen europäischen Zahnmedizin-Veranstaltungen sowie in allgemeinen Nachrichtenmedien präsent sein und durch den Kontakt mit den 26 nationalen Verbänden für Parodontologie verstärkt. Weiterhin sollen soziale Netzwerke eingesetzt werden, um mit der Kampagne breite Interessengruppen zu erreichen. Zu diesen gehören die wissenschaftlichen Gesellschaften, Mediziner außerhalb der Dentalbranche, Universitäten und Forschungsinstitute, medizinische Einrichtungen und Behörden, gesundheitspolitische Entscheidungsträger, Geldgeber, Unternehmen, Patienten und die Öffentlichkeit.
Ein erläuterndes Dokumentarvideo über den transatlantischen Perioworkshop „Parodontitis und Allgemeinerkrankungen: die lebenswichtigen Zusammenhänge“ ist verfügbar unter
www.youtube.com/watch?v=bHMTgMKPFG8.
Quelle : www.dzw.de